Psychosomatische Schmerztherapie: Was für wen?

Ein Beitrag zum Umgang mit begrenzten Ressourcen im Gesundheitswesen

Prof. Dr. med. Ralf Nickel

Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Helios Wiesbaden

Arzt, Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie

Weiterbildungen: Psychosomatik, Spez. Schmerztherapie

 

Auch wenn die Behandlungspraxis der ambulanten und stationären Schmerztherapie davon leider deutlich differiert und ausgesprochen medikamentenlastig ist, wird bei Patienten mit chronischen Schmerzen mittlerweile ein bio-psycho-sozialer Behandlungsansatz von allen an der Behandlung chronischer Schmerzpatienten beteiligten Fachdisziplinen akzeptiert und als grundlegend für die Behandlung angesehen. Die psychosomatische Schmerztherapie liefert darauf basierend ein umfassendes Konzept zur Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie von Patienten mit chronischen Schmerzen, in das neurobiologisches, interaktionell-kommunikatives und psychotherapeutisches Wissen einfließen. Ziel des Seminars ist es, hierzu einen Einblick zu geben, zentrale Bestandteile der Behandlung zu benennen und diese in Abhängigkeit von der Zeit an einem oder mehreren Videobeispielen zu illustrieren und eine Grundlage für den gemeinsamen Austausch zu bieten. Ein Schwerpunkt des Workshops wird die Auseinandersetzung mit Diagnostik und Differenzialdiagnostik sowie Differenzialindikation als Basis einer rationalen und ökonomischen Schmerzbehandlung sein.

Konzepte von Krise und Trauma in der Psychoonkologie

DP Cornelia Schiebe

Diplompsychologin, RehaVita Psychologische Beratung/Supervision und

Weiterbildung in der Rehabilitation, leitende Psychologin Städtisches Klinikum Dresden

 

„Den Tod im Leib“ – existenzielle Angst wird durch die Diagnose Krebs ausgelöst und erschüttert den Betroffenen, seine Familie und auch die therapeutisch Handelnden. Der Vortrag und das Seminar sollen Einblick in Konzepte geben, die die seelische, körperliche und soziale Erschütterung durch Krebs beschreiben, um zu entscheiden, welche therapeutische Haltung und Intervention hilfreich sein könnten, den innerseelischen Reizschutz wieder aufzubauen. Ziel soll es sein, dem Ich seine erwachsene Handlungsfähigkeit und Autonomie trotz lebensbedrohlicher Erkrankung zurückzugeben. Aus therapeutischer Sicht geht es in der Arbeit oft um den Ausgleich einer vorübergehenden funktionellen Ich-Schwäche – sich einzustellen auf ein vermindertes Selbstwertgefühl, leichte Kränkbarkeit, Ausgeliefertsein und Verlust, eingeschränkte Introspektion, emotionale Taubheit, Aktivierung von Abwehrmechanismen wie Wut, Abspaltung und Verleugnung. Der krisenhafte Mensch ist kein Porzellangefäß, das nach einem Sturz aus der Wirklichkeit recht und schlecht wieder zusammengekittet werden muss. Es handelt sich eher um einen Sportler, der bei einem komplizierten Bewegungsablauf gestürzt ist und hilflos am Boden liegt, dann aber seinen Bewegungsrhythmus wiederfindet.

Belastungs- und Resilienzfaktoren des medizinischen Personals im klinischen Alltag

Prof. Dr. med. Matthias Rose

Professor und Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik

Campus Benjamin Franklin, Mitte & Virchow, Centrum für Innere Medizin und Dermatologie

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Associate Professor, Department of Quantitative Health Sciences, Medical School

University of Massachusetts Medical School, Worcester, Massachusetts 01655

 

Die vergangenen Jahrzehnte haben den Industrienationen nicht nur einen bislang nie erreichten Wohlstand gebracht, sondern auch die Gesellschaft grundlegend verändert. Der Wunsch nach effizientem Handeln beeinflusst nicht nur die Arbeitsabläufe, sondern auch die Beziehungen zwischen den Einzelnen. Aus medizinischer Sicht spiegelt sich der Erfolg der Industrialisierung vor allem in einer erheblich gestiegenen Lebenserwartung wider, jedoch birgt die zunehmende Ökonomisierung auch in der Medizin die Gefahr, die betroffenen Personen aus dem Blick zu verlieren. Hiermit hat sich das Berufsbild der pflegerisch, psychotherapeutisch und ärztlich Beschäftigten verändert, als auch die Freiheitsgrade bei der Bestimmung der Arbeitsabläufe. Der Vortrag und das Seminar sollen die heutigen Belastungsfaktoren für die verschiedenen Berufsgruppen vor dem Hintergrund aktueller Stressmodelle aufzeigen. Dabei wird besonderer Wert auf die Erarbeitung der Faktoren gelegt werden, die unter den heutigen Realitäten ein sinnerfülltes Arbeiten möglich machen, bzw. welche strukturellen Veränderungen hierfür in Zukunft nötig wären.