Seminarprogramm am Samstag, den 11.03.2017 von 13.30 – 15.00 Uhr

Vortrag von Prof. Dr. G. Reich
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Familie – Sehnsuchtsort und Fluchtgrund?

Prof. Dr. phil. Günther Reich

Diplompsychologe, Psychotherapeut; Psychoanalytiker, Leitender Psychologe der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Familientherapie und Essstörungen; Psychotherapeutische Ambulanz für Studierende; Ambulanz für Familientherapie und Essstörungen, Universitätsmedizin Göttingen

 

Familie ist eine Institution, die steten Wandlungen unterworfen ist, seit es sie gibt. Familie wird ersehnt – und bekämpft. Die sogenannte „traditionelle Familie“ ist bei näherem Hinsehen nicht so traditionell wie angenommen. Zudem „konkurriert“ sie mit anderen Familienformen, den Ein-Eltern-Familien, „Patchwork-Familien“, Single-Haushalten und kinderlosen Paaren. Neben der heterosexuellen Ehe haben sich homosexuelle Ehen und Lebensgemeinschaften sowie „Regenbogenfamilien“ etabliert. Familien entstehen zudem auch durch die Entwicklungen der Reproduktionsmedizin. Diese Entwicklungen gehen einher mit einem z. T. veränderten Rollenverständnis von Frauen und Männern, erhöhtem ökonomischen Druck, Optimierungszwängen, Entgrenzungen der Arbeitswelt sowie realen Deklassierungen und Deklassierungsängsten in vielen gesellschaftlichen Gruppen. Hierdurch werden überhöhte Erwartungen und entsprechende Enttäuschungen in Partnerschaft und Familie begünstigt.

 

 

Psychodynamische Aspekte der Geschwisterposition

Dr. phil. Dorothee Adam-Lauterbach

Dipl.-Päd. und Dipl.-Psych., analytische Paar- und Familientherapeutin, Psychoanalytikerin, Dozentin, Supervisorin und Lehranalytikerin an der Arbeitsgemeinschaft Psychoanalyse und Psychotherapie Berlin (APB)

Veröffentlichungen zur Psychoanalyse von Geschwisterbeziehungen und zum Einfluss der Wende auf die Identitätsbildung in der Adoleszenz

 

Im Seminar sollen psychodynamische Aspekte der Geschwisterposition vertiefend erarbeitet werden. Dabei stehen entwicklungspsychologische Aspekte und spezifische Konfliktkonstellationen der Geschwisterbeziehungen in Kindheit, Adoleszenz und im Erwachsenenalter im Vordergrund. Anhand von Fallbeispielen wird aufgezeigt, welche klinischen Auswirkungen psychodynamisch wirksame Geschwisterkonflikte bei erwachsenen Patienten haben können. Im Seminar sollen darüber hinaus spezifische psychodynamische Aspekte des Aufwachsens als Einzelkind berücksichtigt werden. Denn auch hier zeigt sich, dass unbewusste Fantasien über Geschwister und Geschwisterrepräsentanzen wirksam sind. Geschwisterlichkeit wird als Ressource verstanden, deren Bearbeitung in der analytischen und tiefenpsychologisch fundierten Behandlung wirksam und für die Behandlung sehr förderlich sein kann.

 

 

Die Mütterlichkeit entscheidet über die Persönlichkeits- und Gesellschaftsentwicklung

Dr. med. Hans-Joachim Maaz

FA für Psychiatrie und Psychotherapie

FA für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie/Psychoanalyse

Vorsitzender des Choriner Instituts für Tiefenpsychologie und psychosoziale Prävention, Vorsitzender der „Hans-Joachim Maaz-Stiftung Beziehungskultur“

 

Die frühe mütterliche und väterliche Beziehungsqualität entscheidet über die Entwicklungschancen des Kindes. Im Vortrag werden spezifische mütterliche und väterliche Beziehungsangebote und ihre förderlichen oder hinderlichen Wirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung dargestellt. Für klinisch relevante Persönlichkeits- und Neurosestrukturen lassen sich spezifische Mütterlichkeits- und Väterlichkeitsstörungen zuordnen, die im therapeutischen Prozess auch die Übertragungs-Gegenübertragungs-Dynamik beeinflussen und spezifische therapeutische Interventionen fordern. Durch Beziehungsnormen und Werte einer Gesellschaft werden auch spezifische frühe Beziehungsstörungen massenwirksam, die gesellschaftliche Fehlentwicklungen - die Normopathien - begründen. Für Deutschland werden 3 Normopathien beschrieben:

Nationalsozialismus, real existierender Sozialismus, narzisstische Gesellschaft.