Samstag, 05.03.2016, 13.30 – 15.00 Uhr

 

Migranten und ihre Kinder in Psychotherapie

Die Begegnung mit dem Fremden: Beispiele aus der Praxis

PD Dr. med. Dipl.-Soz. Alf Gerlach

 

In der Psychotherapie geschieht die Begegnung mit einem anderen Menschen in der Regel auf dem Boden eines gemeinsam geteilten Symbol- und Sinnsystems: vor allem die gemeinsame Sprache, aber auch die Zugehörigkeit zur gleichen Gesellschaft und oft zur gleichen Klasse mit ähnlichen Sozialisationsverläufen bilden einen Bedeutungshintergrund, der nur selten reflektiert wird. Erst bei der Begegnung mit einem Angehörigen einer anderen Kultur wird der Blick dafür frei, dass auch das kulturelle Milieu darüber entscheidet, welche Triebe und Phantasien unmittelbar kulturell ausgearbeitet werden, welche nur einen indirekten Zugang zu Äußerungsmöglichkeiten erhalten und welche gänzlich unbewusst bleiben oder verdrängt werden. Diese Unterschiedlichkeit in der kulturellen Basis der Beteiligten bewirkt, dass interkulturelle Begegnungen in einem verstärkten Maße Gefühlen von Befremdung und Verunsicherung, aber manchmal auch Faszination ausgesetzt sind.

 

Im Seminar können an Beispielen aus der Praxis des Referenten wie der Teilnehmer der besondere Zugang zu den Gegenübertragungsreaktionen bei der Arbeit mit Migranten aufgezeigt und Möglichkeiten des therapeutischen Umgangs damit erarbeitet werden. Dies bezieht Migranten, deren Kinder und Erwachsene der zweiten und dritten Generation mit ein.

 

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Träume – verstörend und vertraut

Klinische Überlegungen zu den Zumutungen von Träumen

Dr. med. Wolfgang Kämmerer

 

Wie Gemälde sind Träume ohne Anfang und Ende, entwerfen ein Tableau in einer fremden

Bild-Sprache oft karikierend zugespitzt und von geradezu beißendem Spott. Damit mahnen sie überfällige Entwicklungsschritte an. Dies muss vom Träumer verstanden und beantwortet werden, sonst wiederholen sie sich quälend repetitiv. Träumen dürfte eine im Wesentlichen selbstregulierende, vielleicht gar selbstreparative Funktion im Dienste des Gleichgewichts des Träumers mit seiner Mitwelt, der Entfaltung der Möglichkeiten zukommen, dienen also dem Zukunftsentwurf des Träumers. Das betrifft die vorbewussten erkennenden, kritisch-besorgten Anteile des Traumes, die vernünftiges Denken zu übertreffen scheinen. Deshalb galten Träume zu allen Zeiten als bedeutungsvolle und heilige Botschaft aus der „anderen“ Welt.

 

Um die Anrede eines Traumes verstehen und beantworten zu können, muss der Traum laut mitgeteilt und seine Elemente wie Bilder betrachtet werden. Im einfühlend-resonanten Dialog und mit Hilfe der Assoziationen von Anderen lässt sich innere Struktur und Wesen des Traumes als Anrede erkennen und humorvoll spielerisch sein kommunikativer Charakter erschließen. Exemplarisch an einem Traum kann im Seminar gemeinsam erarbeitet werden, wie dies therapeutisch genutzt werden kann.

 

Das innere Kind oder das „innere Kind“?

Überlegungen zur Psychodynamik der Schwangerschaft

Klaus Evertz

 

Die Weitergabe des Lebens ist ein wunderbarer und zugleich auch höchst prekärer Reifungsprozess im Leben einer Frau und eines Mannes. Es werden sämtliche auch unbewussten lebensbejahenden und lebensverneinenden Dynamiken der Biographien der werdenden Mutter und des werdenden Vaters und ihrer jeweiligen Familiengeschichte aktiviert.

 

Welche Bedingungen und Einflüsse sichern oder verunsichern Schwangere?

 

Die Bindungsentwicklung während der Schwangerschaft, der Geburt und der ersten Lebensmonate ist sehr verletzlich und durch viele Stressoren leicht zu beeinträchtigen. Die Bindungsanalyse und andere ähnliche psychologische Begleitungsmöglichkeiten für schwangere Paare zeigen viele Ebenen der Kommunikation zwischen Vater, Mutter und Kind auf, die signifikant Schwangerschaftskomplikationen reduzieren. In kunstpsychotherapeutischen Prozessen z.B. können dazu Bilder der Schwangeren entstehen, die dies sehr detailliert abbilden. Im Seminar werden einige Fallbeispiele gezeigt, in denen Malereibilder die Begegnung mit „dem Fremden“ des neuen Kindes schildern.

Die Pränatale Dimension
Präsentation von Klaus Evertz
Die Pränatale Dimension - Gekürzt.pdf
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