Klinisches Verbundcurriculum Neue Bundesländer

für die Weiterbildung zum Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

 

Ein erstes Resümee:

 

In den neuen Bundesländern gibt es seit 2013 ein Klinisches Verbundcurriculum, mit dem Ärzte und Ärztinnen in Weiterbildung zum Facharzt Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eine praxisorientierte Weiterbildung erfahren. Das Curriculum wurde von  einer Arbeitsgemeinschaft von Chefärzten psychosomatischer Einrichtungen der neuen Bundesländer entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Weiterbildungskreis unter dem Dach der DGPM organisiert entwickelt.

Ausgangspunkt der Initiative war die Erfahrung, dass klinische Inhalte und spezifische psychosomatische Themen in den psychologisch geprägten regionalen Weiterbildungsinstituten zu kurz kommen.  Sie vermitteln zwar fundierte Kenntnisse in den speziellen psychotherapeutischen Richtlinienverfahren, die klinischen Schwerpunkte der integrierten psychosomatischen Versorgung aber werden häufig vernachlässigt. Die Idee war daher, ein Angebot zu schaffen, mit dem die meist theoretischen Inhalte der Weiterbildung durch klinische Beispiele und Anwendungen der Psychosomatischen Medizin ergänzt werden. Neben der  Einführung in nonverbale Verfahren, wie beispielsweise Körper-, Kunst- oder Musiktherapie waren den Initiatoren die Einführung in die  Eltern-Kind-Therapie  oder Konsil- und Liaisontätigkeit, Psychoonkologie, Psychokardiologie, Psychosomatische Frauenheilkunde und andere essentielle psychosomatische Themen ein wichtiges Anliegen. Diese Schwerpunkte finden sich in den Kliniken in unterschiedlicher Intensität und werden regional unterschiedlich praktiziert, in den Weiterbildungsinstituten aber gar nicht oder nur sporadisch vermittelt. Daneben war die unmittelbare Verknüpfung theoretischer Grundlagen des Fachgebietes mit praktischen Arbeitsweisen ein zentrales Anliegen.

 

Entstanden ist ein 120-stündiges überregionales Curriculum, welches von April 2013 bis März 2016 einmal im Quartal jeweils Freitag und Samstag an den verschiedenen Kliniken der organisierenden Chefärzte in Mitteldeutschland stattfand. Insgesamt wurden 10 Blockseminare durchgeführt, der Teilnehmerkreis war wegen der Selbsterfahrungsanteile auf maximal 20 begrenzt.

Die spezifischen Themen der Blockseminare orientierten sich an der Weiterbildungsordnung der Ärztekammern. Der Zusammenschluss der verschiedenen Einrichtungen ließ eine ökonomische Planung sowohl der zeitlichen als auch finanziellen Aufwendungen zu.

 

In einem ersten Resümee kann eine ausgesprochen positive Bilanz gezogen werden. Die Teilnehmer konnten zum einen Arbeitsweisen verschiedener Häuser mit ihren verschiedenen Schwerpunkten kennen lernen und insgesamt ein breites Behandlungsspektrum hautnah erleben. Zum anderen trafen sie auf erfahrene Kliniker und es etablierte sich über den Verlauf des Curriculums  ein fester Teilnehmerkreis von Ärzten und Ärztinnen in Weiterbildung, der aufgeschlossen, aktiv aber auch kritisch die Angebote nutzte, so dass diese Wochenenden von einer fruchtbringenden intensiven Arbeit geprägt war. Hervorzuheben ist neben der besonderen Atmosphäre während der Seminare auch, dass anschließend ein kollegialer Austausch bei oft gemeinsamen Abenden erfolgte, so dass hier davon auszugehen ist, dass sich eine neue Generation von Fachärzten entwickelt, die von Anfang an bereits während der Weiterbildung intensiv vernetzt ist. Zu diesem kollegialen Miteinander trägt nicht nur gemeinsamer Wissenserwerb bei, sondern auch die Inhalte, die während der Seminare vermittelt wurden. Hier nimmt nicht nur die Vermittlung spezieller Therapieerfahrungen und gelebter psychosomatischer Medizin einen breiten Raum ein. Es fanden auch Selbsterfahrungen in den Bereichen kommunikative Bewegungstherapie, Gestaltungstherapie, Psychodrama, achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung statt, so dass eine ausgesprochen vertrauensvolle Atmosphäre entstand. Besonders intensiv waren so auch die Erfahrungen während einer gemeinsamen Musik- oder Kunsttherapie jeweils mit theoretischem Anteil und praktischen Übungen. Es war beeindruckend zu sehen, wie gemeinsames Singen, Ausprobieren von Instrumenten oder einer Klangwiege bzw. gemeinsames Malen oder Plastizieren individuelle Spannungen auflöste und die Kollegen Zugang zu diesen wichtigen nonverbalen Therapieangeboten erlebten. Ohne langes Zögern war es möglich, Rollenspiele durchzuführen und gemeinsam intra- oder interpsychische Konflikte zu bearbeiten.

 

Weil das Interesse an dieser Weiterbildung so hoch ist, hat sich die Arbeitsgemeinschaft der Chefärzte nun entschlossen, bereits noch in diesem Jahr (ab Juni 2016) den nächsten Durchlauf zu beginnen. Es startet wieder im Klinikum Görlitz unter der Leitung von Herrn Dr. Rothe zum Thema Somatisierungsstörungen und Bio-Feedback. Informationen zum Klinischen Verbundcurriculum für die Weiterbildung zum Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie finden sich unter www.dgpm.de bzw. www.Th-WBK.de.